Weiterbildung Traumatherapie

Weiterbildung in pferdegestützter Traumatherapie. Bereits im Bauch der Mutter und in den ersten Lebensjahren werden die wichtigsten Grundlagen für ein erfülltes und glückliches Leben gelegt. Die Erfahrung von liebevoller Nähe und Aufmerksamkeit, ermöglicht es uns später Vertrauen in uns und unsere Existenz zu entwickeln.

Wenn wir als kleine Kinder in einer sicheren Bindung aufwachsen, können wir unsere Impulse frei leben und jedes Gefühl bekommt den im Moment stimmigen Ausdruck. Kein einziges wird festgehalten oder abgelehnt und damit bleibt dieser natürliche Austausch von Energien in einem ununterbrochenen Kommen und Gehen von Spannung und Entspannung.

Jeden Augenblick lebt dieser kleine Mensch in permanentem Fluss, neugierig, offen und lebendig. Wut und Trauer dürfen ohne Einschränkung ebenso sein wie Stille, Zartheit oder Freude. Wir alle tragen von Anbeginn an diesen essentiellen Teil in uns, der unserem ureigenen Wesen mit all seiner Wildheit, Kreativität, Lebensfreude und Verbundenheit zugrunde liegt. Dieser unverwundbare Kern vertraut bedingungslos und liebt ohne Vorbehalt.

Im Laufe unserer Entwicklung verändert sich jedoch dieser ursprüngliche Ausdruck aufgrund von schmerzhaften und manchmal lebensbedrohlichen Erfahrungen, wie gewaltvolle Übergriffe, Missbrauch, Vernachlässigung oder Verlust – für die wir bereits in der Frühzeit des Lebens Strategien entwickeln, die uns das Überleben sichern sollen. Selbstverständlich waren uns diese Erfahrungen zu viel, zu schnell oder zu wenig. In alledem machen wir Bekanntschaft mit der Sinnlosigkeit, der Angst, der Scham, der Hilflosigkeit oder der Ohnmacht. All das legt sich über diesen heilen Kern, wie ein Nebel, der uns langsam den klaren Blick auf das verstellt, was wir eigentlich sind. Aus der Erfahrung heraus uns schützen zu müssen, entwickeln wir Überlebensstrukturen, die vielleicht in der Frühzeit unseres Lebens geholfen haben unerträgliche Erfahrungen zu bewältigen bzw. zu überleben, aber heute als mechanische Anpassungsstrategien unser Leben oft extrem beeinträchtigen. Unsere Geschichte wird komplizierter, umso älter wir werden.

Heute wissen wir, dass ein Teil unseres Nervensystems unabhängig und selbstständig reagiert, es entzieht sich unserer willentlichen Steuerung. Dieses autonome Nervensystem hat erheblichen Einfluss auf das menschliche Verhalten, insbesondere wenn echte oder vermeintliche Gefahr im Verzug ist. Wenn eine Situation als bedrohlich erscheint – oder ist – werden Teile unsers Körpers aktiviert, damit wir uns verteidigen oder flüchten können. Bei extremen Situation kann unser Nervensystem sogar dafür sorgen, dass wir nicht mehr fühlen müssen oder sogar „einfrieren“. Wir befinden uns in einer Art Ausnahmezustand, der uns schützend unterstützte, wenn wir überfordert waren. Dieser erstarrte Zustand kann von unserem Zellgedächtnis lange „gespeichert“ werden und führt manchmal dazu, dass unser Nervensystem nicht mehr zu einem ausgeglichenen, entspannten Zustand zurückfindet.

Was uns früher einmal viel zu viel war muss heute aber keine echte Gefahr mehr bedeuten. Die Schutzmechanismen, die uns also früher einmal geholfen haben, haben heute eventuell ausgedient, sind aber trotzdem noch federführend für viele unser Verhaltensweisen. Folgenreiche Konsequenzen dieser Automatismen beeinträchtigen heute noch unsere Fähigkeit stabil und entspannt auf unsere Emotionen, auf Stress, Druck oder sogar auf scheinbar einfachste Tätigkeiten und Anforderungen an uns reagieren zu können. Die Möglichkeit unser Nervensystem aktiv steuern oder autonome Funktionen, wie Atem, Puls, Blutdruck, Verdauung oder Schlaf regulieren zu können, wird beeinträchtigt. So wird es uns schwierig mit Traurigkeit, Wut, Aufregung, Angst oder täglichen Herausforderungen fertig zu werden. Wir können nicht mehr schlafen, wenn wir müde sind, sind leicht reizbar, chronisch angespannt, haben Angstzustände oder alles erscheint uns sinnlos.

So beeinträchtigen wiederholt schmerzhafte und überwältigende Erfahrungen im Laufe unserer Entwicklung, in Form von Traumata, unsere Fähigkeit mit uns selbst, mit anderen Menschen und der Welt um uns herum, verbunden zu sein.

Wir wollen aber nichts mehr als uns lebendig, frei und kraftvoll fühlen. Der Kontakt zu uns selbst ist die fundamentale Ressource überhaupt. Wir möchten lieben, in Kontakt mit uns und anderen sein und den Fluss des Lebens spüren. Schock- und Entwicklungstraumata halten uns davon ab und sorgen dafür, dass wir uns immer mehr zurückziehen, dissoziieren, depressiv oder sogar gewalttätig werden. Selbstzweifel und Selbstkritik sind an der Tagesordnung.

Unsere Erfahrung aus Seminaren und Einzelarbeit mit Klienten zeigt, dass die allermeisten Menschen, die sich mit ihren limitierenden Strukturen auseinandersetzen wollen, mehr oder weniger stark traumarisiert sind. Oft leiden die Betroffenen auch noch als Erwachsene an der Vorstellung zu viel oder nicht gut genug zu sein. Ihre Lebenskraft und Lebendigkeit ist eingeschränkt, chronische Spannungen im Körper, Depressionen, Angstzustände, unerfüllte Beziehungen, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Resignation und ein damit einhergehendes fehlendes Urvertrauen ins Leben sind typische Symptome.
Oft braucht es hier eine Phase der Stabilisierung, um eine erneute Überforderung des Nervensystems zu vermeiden. Hierfür ist die Fokussierung auf positiv wirksame, innere und äußere Ressourcen, die Entwicklung einer Regulationsfähigkeit des Nervensystems und das Kennenlernen von Möglichkeiten, sich aus Identifizierungen zu lösen, wichtig.

Immer wieder dürfen wir erleben, wie Pferde hierfür eine einzigartige Führung und Unterstützung anbieten. Maßgeblich für den therapeutischen Prozess sind ihre energetische Verwurzelung in sich selbst, ihre Fähigkeit im Augenblick präsent zu sein, ihr überwiegend regulierter Zustand und die Tendenz immer wieder zu diesem ausgeglichenen Ruhepunkt zurückzukehren. Dieses regulierte Nervensystem der Pferde unterstützt die Neurozeption von Sicherheit beim Menschen. Neurozeption ist ein Bergriff, den Dr. Stephen Porges, der Begründer der Polyvagaltheorie geprägt hat und der die Fähigkeit aller Säugetiere (einschließlich des Menschen) beschreibt, ihr Umfeld permanent und unterbewusst auf potenzielle Gefahren hin zu scannen. Wenn wir uns in Gefahr wähnen, erzeugt der Grenzstrang des Sympathikus, einer der drei Nervenkreisläufe des autonomen Nervensystems, der für Flucht und Kampf und so für unseren Schutz zuständig ist, eine Abwehrhaltung und mindert dadurch unsere Möglichkeiten zu emotionaler Öffnung und tiefem Kontakt zu unserer Lebensenergie und anderen Menschen. Das heißt, wenn wir uns mit Menschen und Situationen nicht sicher fühlen oder unsere Emotionen und Gefühle uns wieder einmal drohen zu überschwemmen, haben wir, vereinfacht ausgedrückt, keine Möglichkeit uns auf Wachstum und Entwicklung einzulassen.

Menschen können sich die Fähigkeit der Pferde, ausgeglichen zu sein, nutzbar machen. Die meisten unserer Klienten fühlen sich in der Gegenwart von einem regulierten Pferd, das also entweder gelassen grast, ruhig vor sich hin döst oder entspannt neben einem Klienten steht, sicher und sie erleben solche Situationen als beruhigend und unaufdringlich. Der ventrale Vagus, der Teil des Nervensystem des Pferdes, der für soziale Interaktion, Ruhe, Ausgeglichenheit oder Entspannung verantwortlich ist, hilft also auch den Menschen sich selbst zu regulieren und ihre Zustände von Angst, Anspannung, Trauer oder Schmerz leichter tragen zu können. Nachdem sich diese Gefühle in den Menschen etwas beruhigen durften, wird diese Verbindung, bzw. was sie hervorruft, von vielen Klienten als heilsam, berührend, herzöffnend und warm beschrieben. Nicht selten stellen sich Gefühle von Geborgenheit, Vertrauen und Sicherheit ein.

Das sind Attribute und Vorgänge, die in der Mensch-Mensch Beziehung bei vielen vor langer Zeit verloren gingen, aber in der Verbindung von Mensch zu Pferd wieder positiv erlebt werden können. So wird ein Prozess in die Wege gleitet und gefördert, der von Neurobiolgen wie Dr. Gerald Hüther als Neuverhandlung bezeichnet wird. Hier werden durch achtsames und vorsichtiges Vorgehen, der Situation angemessenes und individuelles Tempo, eine vertrauensvolle und sichere Umgebung, Erfahrungen, die im Gehirn als schmerzhaft oder lebensbedrohlich abgespeichert sind, um positive Assoziationen ergänzt oder letztendlich sogar ersetzt. So entstehen Chancen zur Modifikation und Transformation unserer Reaktionen auf alte Erlebnisse. Es werden Selbstreflexion und persönliche Entwicklung, bis hin zur Auflösung alter Muster oder emotionaler Limitierungen möglich.

Diese Unterstützung der Regulationsfähigkeit von Menschen durch Pferde wird als eine der Grundlagen der pferdegestützten Traumatherapie erlebt. Menschen, die in Kontakt mit Pferden kommen und die in Seminaren und Einzelstunden auf eine feinstoffliche Verbindung mit sich selbst vorbereitet werden, berichten regelmäßig davon, dass Spannungen abnehmen, dass sich etwas in ihnen beruhigt, mehr innerer Frieden entsteht oder Angst, Aufregung, Schmerzen und Unsicherheit abnehmen und mehr Entspannung entstehen. Langsam wird so auch die Verbindung zu Menschen wieder einfacher.

In unserer Arbeit geht es deshalb nicht darum, jemand in eine bestimmte Richtung zu bewegen, sondern um das behutsame Erkennen und Erleben des aktuellen Zustandes im Hier und Jetzt. So kann die Fähigkeit zum Selbstbezug, sowie das erfüllende Gefühl handlungsfähiger und selbstbestimmter zu werden, entstehen.

Inhalte der Weiterbildung:

  • Öffnung und Aufrechthalten eines Raums der vertrauensvollen Sicherheit
  • Unterstützung von In-Kontak-Sein, Organisation, Expansion und Lebendigkeit
  • Entwicklung und Aktivierung positiv wirksamer Ressourcen
  • Pflege der therapeutischen Beziehung
  • Arbeit mit Identifizierungen und Gegenidentifizierungen
  • Werkzeuge der traumainformierten Intervention (Titration, Pendeln, somatische Achtsamkeit, etc.)
  • Möglichkeiten zur Regulierung des Nervensystems (Containment, Atmung, Erdung, Bewegung, Meditation, „Emotional Release“)
  • Theorie zu Schock- und Entwicklungstrauma basierend auf Somatic Experience bzw. NARM (Neuroaffektives Beziehungsmodel)
  • Praktische Übungen mit Pferden zu den Traumtherapie-Modellen, zur Selbstschulung der Achtsamkeit, zur Co- und Selbstregulation, zum Spürbewusstsein oder zur energetischen Wahrnehmung
  • Umgang mit eigenen Erwartungen, Druck und Projektionen
  • Erkennen und Behandeln von Trauma-Symptomen
  • Selbstschulung in Langsamkeit, Körperbewusstsein, Verbindungsfähigkeit, Mitgefühl, Abgrenzung, Präsenz, Atmung, Verwurzelung
  • Deutung von Körpersprache und Anwendung Psychoedukation

Wir möchten Menschen aus heilenden und pädagogischen Berufen Möglichkeiten vermitteln, einen wertfreien, äußerst achtsamen, unterstützenden und stabilisierenden Raum für Menschen anbieten zu können, die ihre schmerzhaften Erlebnisse verarbeiten und über sie hinauswachsen möchten. In diesem erwartungsfreien Rahmen darf sich alles im Tempo des Klienten, zeigen. So kann Öffnung, Veränderung und Heilung entstehen, weil sich Menschen anvertrauen und sicher fühlen.

Wie in allen unsere Ausbildungsmodulen geht es auch in dieser Weiterbildung vor allem um Selbsterfahrung. In dem Maße, in dem wir als Prozessbegleiter unsere Fähigkeiten entwickeln, für unsere Bedürfnisse zu sorgen, unsere Beziehungsfähigkeit zu stärken, in Kontakt mit unserem Körper und unserem Erleben zu sein oder auch in intensivsten emotionalen Zuständen präsent und offen zu bleiben, umso mehr können wir auch anderen Menschen helfen diese Räume zu betreten.

Unsere pferdegestützte Traumatherapie zielt darauf hin einen Raun zu schaffen, der Sicherheit und Vertrauen schafft und damit der Heilung die Türen öffnet. Dazu bieten wir sorgfältig ausgewählte Übungen und einen fundierten Überblick an theoretischen Grundlagen in der Traumatherapie an.

Diese Weiterbildung richtet sich ausschließlich an Absolventen unserer Ausbildung zum pferdegestützten Coach.

Termine:

  • 26. bis 29. Oktober 2023

Preise:

  • Preis für 4 Tage Weiterbildung: 990 € (inkl. Mwst.) pro Person
  • Bei Bedarf ist es möglich die Weiterbildung in Raten zu bezahlen

Organisation:

  • Die Weiterbildung findet auf dem Klokerhof bei Windach am Ammersee (Bayern) statt.
  • Beginn ist jeweils am Donnerstag um 10 Uhr; Ende ist am Sonntag zw. 14 und 15 Uhr.
    Die Tage dazwischen beginnen um 9.30 Uhr und enden um ca. 17 Uhr.
  • Hotels und Pensionen sind vorhanden, auf Wunsch schicken wir dir eine Liste mit Unterkünften.
  • Weitere Informationen erhältst du nach Anmeldung.

Wir freuen uns auf dich!

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